Linke & soziale Kämpfe


Linke & soziale Kämpfe 1: 12 sogenannte »Innenkader« des vom italienischen Operaismus inspirierten »Revolutionären Kampfes« (RK) aus Frankfurt heuerten im Oktober 1970 als einfache ArbeiterInnen bei Opel in Rüsselsheim an. Ziel war es, die betrieblichen Prozesse besser zu verstehen, weshalb sogenannte »Außenkader« regelmäßig mit den Innenkadern – unter ihnen Joschka Fischer – Protokolle über das im Betrieb Erlebte anfertigten. Anders als viele der mehr oder minder orthodoxen K-Gruppen ging der RK davon aus, dass sich die ArbeiterInnen relativ rasch selbst organisieren würden, sie verstanden sich daher lediglich als eine Art sozialrevolutionäre Start-up-Agentur. Und doch: Faktisch gelang es dem RK kaum, Fuß unter den ArbeiterInnen zu fassen, weshalb er seine Aktivitäten bereits 1973 aus der Fabrik in die Haus- und Jugendzentrumsbewegung verlagerte. Vgl. hierzu auch: Jan Ole Arps, Student_innen in der Fabrik, in: Arranca 39 (Frühjahr 2009).

Linke & soziale Kämpfe 2: Hochburg der libertären Jobber- und Erwerbsloseninitiativen in den 1980er Jahren dürfte Hamburg gewesen sein. Ziel der Schwarze-Katze-Gruppen war eine dauerhafte Verankerung im proletarischen Alltag – was auch der wichtigste Unterschied zu heutigen Umsonst-Kampagnen sein dürfte: Statt punktueller Intervention von außen, dauerhafte Intervention von innen. Statt Kampagne Organisierung. Natürlich hat das in den einschlägigen Stadtteilläden zu Konflikten mit den allgegenwärtigen sexistischen, homophoben oder rassistischen Denk- und Verhaltensweisen geführt. Doch meist ist darauf nicht mit direktem Rausschmiss reagiert worden, sondern mit heftiger Konfrontation und Debatte. Im Zentrum der Arbeit standen einerseits diverse Nulltarif-Kampagnen, andererseits die tägliche Auseinandersetzung mit den Institutionen des repressiven Sozialstaats. Vgl. hierzu auch: Dirk Hauer, Schwarze Katzen in der Hängematte, in: ak 487 (September 2004).

Linke & soziale Kämpfe 3: Die Aktionen anlässlich der gegen »Emmely« erfolgten Verdachtskündigung sowie die maßgeblich von der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft FAU inspirierte »Strike Bike«-Produktion im thüringischen Nordhausen sind in jüngerer Zeit sicherlich die spektakulärsten Brückenschläge zwischen radikaler Linke und betrieblichen Kämpfen gewesen. Nicht minder bedeutsam dürfte indessen der Kampf gegen die Schließung des AEG-Elektrolux-Werks in Nürnberg gewesen sein. Denn dieser Streik wurde nicht nur seitens der betroffenen ArbeiterInnen mit einer für hiesige Breitengrade eher ungewöhnlichen Entschiedenheit geführt. Vielmehr gab es auch immense Unterstützung aus der Bevölkerung, darunter auch aus der bewegungspolitischen Linken. Verwiesen sei deshalb auf ein Anfang 2009 erschienenes Buch: »Wir bleiben hier – dafür kämpfen wir! Akteure berichten über den Arbeitskampf bei AEG/Electrolux in Nürnberg 2005-2007«.

// Krise & soziale Kämpfe: Fragen, Debatten, Strategien
zur aktuellen Situation // Hrsg. von Transact! // Frühjahr 2009 // Nr.2
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