Lesbos NoBorder Chronologie


18.8.: 7 Tage vor Campbeginn! Erste AktivistInnen sind schon angereist, die Vorbereitungen für den Campaufbau mit den Locals beginnen gerade erst, als im Internierungslager Pagani 150 minderjährige Flüchtlinge mit einem Hungerstreik beginnen.

20.8.: Während einer ersten Solidaritätsaktion gelingt es, eine Kamera in die Zellen zu schmuggeln, die gefangenen Flüchtlinge selbst dokumentieren ihre Situation in den überfüllten Zellen. Filmausschnitte davon werden es in den nächsten Tagen bis in CNN schaffen …

21.8.: 40 aus Pagani entlassene Flüchtlinge kampieren obdachlos am Hafen in Mytilini, die Fähren nach Athen sind ausgebucht. Sie werden ins im Aufbau befindliche Camp außerhalb der Stadt eingeladen.

22.8.: Wie weiter, wenn immer mehr Flüchtlinge ins Camp wollen? Kontroverse Debatten im Camp führen zur Entscheidung, in Mytilini einen Infopunkt als Anlaufstelle aufzubauen.

23.8.: Willkomensspalier mit Flugblättern für neuankommende Touristen im Hafen, das Frontex-Boot wird von der Kaimauer vertrieben; der Infopunkt, ein kleines Zirkuszelt, wird im Hafen an einem zentralen öffentlichen Punkt aufgebaut.

24.8.: Jede Nacht kommen neue Flüchtlinge und Migrantinnen mit Booten aus der Türkei an, vielfach afghanische junge Männer, aber auch somalische junge Frauen. Etwas überraschend, dass die ersten Gruppen (ohne Registrierung) direkt den Infopoint anlaufen. Sie erhalten dort spontan organisierte materielle, medizinische und juristische Unterstützung.

25.8.: Der Leiter des UNHCR-Büros in Athen besucht Pagani, Noborder-AktivistInnen sind erneut am Zaun des Internierungslagers. Am Nachmittag finden „Krisengespräche“ in der Präfektur statt, diese wird währenddessen mit Transparenten umzingelt. Alle reden von „notwendigen Veränderungen“, aber noch tut sich nichts.
Mit einem Abendplenum wird das Nobordercamp, das längst begonnen hat, offiziell eröffnet. Über 500 AktivistInnen sind mittlerweile auf dem Platz.

26.8.: Der Infopunkt wird zum Welcome-Center, zum gleichermaßen chaotischen wie eindrucksvollen Treffpunkt für viele Neuankömmlinge, die dort von CampaktivistInnen wie auch den schon erfahrenen MigrantInnen in allen Fragen beraten werden. Eine afghanische Grossfamilie will ihre Registrierung ohne Inhaftierung durchsetzen, am Abend wird endlich ein offenes Übergangslager eingerichtet. Zu einer Veranstaltung zum Grenzregime auf einem öffentlichen Platz in Mytilini kommen über 300 ZuhörerInnen.

27.8.: Zwei Besetzungsversuche der Präfektur scheitern, am Nachmittag läuft aber eine bunte Farewellparade zum Hafen: CampaktivistInnen und Neuankömmlinge verabschieden Flüchtlinge, die im Camp gewohnt hatten und nun nach Athen weiterreisen. Die afghanische Grossfamilie schafft den Präzedenzfall im offenen Lager: Registrierung ohne Internierung!

28.8.: Demo nach Pagani mit ca. 400 TeilnehmerInnen, die Riot-Police stoppt mit einer Sperre den Zug weit vor dem Knast. Eine Delegation wird aber eingelassen, danach Demo durch Mytilini mit fast 1000 Leuten, für die kleinstädtischen Verhältnisse in der Inselstadt geradezu sensationell.

29.8.: Frontex-Aktionstag: mit 50 kleinen Schlauchbooten paddeln CampaktivIstinnen auf den Stützpunkt der Küstenwache zu, gleichzeitig große Transparente an den Kaimauern sowie eine Demo um den Hafenbecken. Der „wellen machende“ Einsatz der Grenzschutzboote macht das Ganze zum gelungenen öffentlichen Spektakel.

31.8.: Der offizielle Schlusstag des Camps beginnt mit einer Dachbesetzung in Pagani; nachmittags Abbau des Infopunktes und „wilde“ Abschlussparty im Camp mit dem inoffiziellen Motto: Tanzen gegen Taliban und Grenzregime! 

1.9.: Campabbau und Begleitung und Verabschiedung von Flüchtlingen auf die Fähre nach Athen.

4.9.: Die ersten Flüchtlingsbekanntschaften aus Lesbos kommen in Deutschland an….

9.9.: Erstmals ist ein Eilantrag sogar vor dem Bundesverfassungsgericht erfolgreich: Die Rückschiebung eines Irakers nach Griechenland entsprechend der Dublin-Regelungen wird untersagt.

22.9.: Neue Revolte in Pagani! Eine „friendly observer from Mytlini“ berichtet über die 3 Wochen nach dem Nobordercamp. Die Spannung in Pagani sei ungebrochen gewesen, die gefangenen Flüchtlinge und MigrantInnen immer noch von den gemeinsamen Protesten und Erfahrungen während des Nobordercamps ermutigt …
to be continued!

Immer noch aktualisierte Webseite:
http://lesvos09.antira.info

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